Beautiful Minds

September 18 – September 21, 2013

Kunst Parcours, Campus Nord
Humboldt-Universität zu Berlin

Text

Die Ausstellung »Beautiful Minds« konfrontierte auf dem Campus Nord der Humboldt-Universität zu Berlin künstlerische Arbeiten mit Räumen und Verfahren der naturwissenschaftlichen Forschungspraxis. In meiner für den Mikroskopiersaal entwickelten Installation habe ich ein Videodiptychon (Modul #15) und Doppelseiten der Bildmontage aus meinem Künstlerbuch mit mikroskopischen Arbeitsplätzen und einer Unterrichtseinheit kombiniert, die den histologischen Längsschnitt einer Fingerspitze auf vier Monitore überträgt.

Die konzeptionelle Verbindung zwischen der Mikroskopie und meiner Enzyklopädie der Handhabungen ist der Umgang mit Instrumenten des Sehens und die Form der Sichtbarmachung. Während die Mikroskopie das, was wir nicht mehr mit dem Auge erkennen können, vergrößert, verdichte ich anatomische und anthropologische Zusammenhänge in Bildmontagen und mache mit synchronen Videoprojektionen die Koordination von Hand und Auge sichtbar. Die serielle und synchrone Anordnung von Instrumenten des Sehens, projizierten Lichtbildern und wissenschaftlichen Abbildungen fordert zum vergleichenden Sehen auf. Die Mikroskopansicht der dünnen Gewebeschnitte, die auf bestimmte Weise geformt und farblich präpariert werden, unterscheidet sich von deren Zeichnungen. Anatomische Details werden beispielsweise hervorgehoben und perspektivisch dargestellt.* Die wissenschaftliche Zeichnung stützt sich auf die Arbeit mit Instrumenten des Sehens und greift mit dem geschulten Urteil in die Sichtbarmachung und Darstellung des Gesehenen ein, um Erkenntnis zu generieren. Jede Methode der Aufzeichnung und Wiedergabe zeigt und verschiebt auf besondere Art und Weise die Wahrnehmung. Sie visualisieren und isolieren zeitliche, räumliche, akustische und haptische Prozesse.

* Die Abbildung der wissenschaftlichen Zeichnung nach der rasterelektromikroskopischen Vorlage eines Gewebewürfels der Fingerspitze (von Radivoj V. Krsti) zeigt Fingerrillen, Schweißdrüsen und Vater-Pacini’sche Tastkörperchen in der Schichtenbildung der Haut.

Installation Views
Modul #15, Montage

Anette Rose Enzyklopädie der Handhabungen